Aufgrund einer aktuellen Datenerhebung des Mitteldeutschen Rundfunks und der Universität Leipzig muss festgestellt werden, dass sich in deutschen Führungspositionen kaum Ostdeutsche befinden. In den ostdeutschen Bundesländern besetzen sie gerade einmal 26 Prozent der Elitepositionen in Politik, Wirtschaft, Medien, Justiz und Wissenschaft, obwohl sie zu 80 Prozent die Bevölkerung in Ostdeutschland stellen. In den Bereichen Politik, Wirtschaft und Medien ging der Anteil der ostdeutschen Führungskräfte sogar zurück.
Gemäß des Mitautors der Studie, Michael Schönherr vom MDR, ist der Anteil auf der Leitungs- und Führungsebene sogar rückläufig: „Bei den 100 größten Unternehmen Ostdeutschlands hatten 2016 noch 25 Prozent des Führungspersonals eine Ostbiografie, im Jahr 2022 sind es nur noch 20 Prozent. Der Anteil der stellvertretenden Führungskräfte sank sogar noch stärker: von einst 45 Prozent auf jetzt 27 Prozent.“
Als Erklärungsansatz wird immer noch die Wendezeit herangezogen, die mit den „übergestülpten“ Institutionen- und Rechtssysteme aus Westdeutschland entsprechende Expert*innen aus dem Westen benötigte. Zudem waren nach der Wiedervereinigung auch junge und gut ausgebildete Führungskräfte in den Westen abgewandert. Nach 30 Jahren Wiedervereinigung müsste es jedoch auch noch weitere Faktoren geben, welche die aktuelle Verteilung der Führungspositionen beeinflusst haben. Dies gilt es herauszufinden.