Soll ich oder soll ich nicht?
Es gibt Situationen, in denen es wichtig ist, einen Konflikt anzusprechen und sogar zu eskalieren, und solche, in denen es besser ist, dem Konflikt aus dem Weg zu gehen oder zu deeskalieren. Die Entscheidung, wie man mit einem Konflikt umgeht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier sind erste Ideen, wann es besser ist zu streiten und wann ein Rückzug erfolgversprechender ist:
Wann ist es wichtig zu streiten (oder sogar zu eskalieren):
- Zum Selbstschutz: Wenn jemand ständig Ihr Vertrauen missbraucht, Sie belügt oder respektlos ist, kann es notwendig sein, den Konflikt direkt anzusprechen. Ignorieren würde nur dazu führen, dass sich das Verhalten wiederholt und eine langfristige Belastung entsteht.
- Wichtige Werte und Grenzen: Konflikte, welche Ihre Grundwerte oder persönlichen Grenzen verletzen, sollten nicht vermieden werden. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Prinzipien oder Ihre Integrität angegriffen werden, ist es wichtig, klar Position zu beziehen, zumindest wenn Sie damit nicht Gefahr laufen, Ihr Leben oder Ihre körperliche Unversehrtheit zu riskieren.
- Missverständnisse oder Kommunikation: Wenn ein Missverständnis den Verlauf von Beziehungen oder Projekten gefährdet, ist es entscheidend, das Missverständnis schnell zu klären. Dies muss nicht unbedingt in Form einer Eskalation passieren, aber ein unmittelbares Ansprechen könnte hier notwendig sein, um sicherzustellen, dass beide Seiten die gleichen Informationen und Absichten verstehen.
- Bessere Lösungen: Gelegentlich ist die Eskalation auch wichtig, um besonders in Gruppen, die Dynamik der Gemütlichkeit oder überzogenen Harmonie zu durchbrechen. Zuviel Harmonie bringt irgendwann nur noch mittelmäßige Lösungen hervor. Ein gut geführter Streit birgt Potential für echte Exzellenz.
Wann ist es besser, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen:
- Kleine Missverständnisse oder Kleinigkeiten: Nicht jeder Konflikt erfordert eine Auseinandersetzung. Wenn es sich um etwas Unwichtiges handelt, wie eine geringe Meinungsverschiedenheit oder eine Kleinigkeit, die keine langfristigen Auswirkungen hat, kann es besser sein, den Konflikt zu ignorieren, um unnötige Spannungen zu vermeiden.
- Emotionale Überhitzung: Wenn Sie merken, dass Sie emotional überreagieren oder der andere Partner stark emotional aufgebracht ist, ist es manchmal besser, sich zurückzuziehen und zu warten, bis sich die Emotionen beruhigt haben. Ein Konflikt in einem Zustand der Wut oder Frustration zu eskalieren, führt selten zu produktiven Ergebnissen.
- Externe Faktoren oder Kontext: Manchmal gibt es äußere Umstände, die den Zeitpunkt für einen Konflikt ungünstig machen (z.B. stressige Phasen oder wichtige Projekte). In solchen Fällen könnte es klüger sein, den Konflikt zu verschieben oder das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt zu suchen.
- Nichtstun wirkt: Das Schweigen ist ein starkes Mittel der Rhetorik. Gelegentlich sogar stärker als jedes gesprochene Wort. Gleiches gilt für das Verhalten im Konflikt. Ein Ausweichen oder Nichtstun kann das Gegenüber mit seinen bereits getätigten Aussagen konfrontieren und letztlich zum Ende des Konflikts beitragen.
Beides kann also richtig sein: Die Konfrontation oder das Ausweichen. Die Fähigkeit zu beurteilen, wann man sich einbringt und wann man sich raushält, gehört wohl zur hohen Kunst des Streitens.





